Eng ist ein dehnbarer Begriff

Eng ist ein dehnbarer Begriff

Die erste Kolumne von Jan-Philipp Lauer

Jaja, unser TTC Gersweiler und die knappen, wichtigen Spiele. In der jüngeren Vergangenheit standen diese für eine Mischung aus der Corona-Politik, dem Morgen nach einer Kneipentour mit Oliver und Marvel’s „Infinity War“; oder anders: Ratlosigkeit, Kopfschmerzen und wenig Happy Ends.

Sowohl knappe Mannschaftsergebnisse als auch Fünfsatzspiele führten bisher zu angstzustandsähnlichem Verhalten der Spieler am Tisch. Wenn man schon ernsthaft überlegt, ob der Hund unseres Präsidenten – und auch neuen Vereinsmeisters (musste es erwähnen, sonst bekomme ich wieder ein Gespräch gedrückt) – nicht mehr das ängstlichste Lebewesen in der Halle ist, kann man davon ausgehen, dass ein Spiel kein allzu gutes Ende mehr nimmt.

Der einzige Spieler, der es bisher geschafft hat, konstant enge Spiele zu gewinnen, war Charles Gunawan. Aber gut, es ist natürlich auch von Vorteil, wenn man jederzeit die erste Silbe seines Vornamens rufen kann, da würde ich als Gegner auch unsicher werden …

Aber außer den guten Leistungen unseres CHAAArlies, was stand bei engen Spielen bisher zu Buche? Verlorene Schlussdoppel, verlorene Pokalspiele, verspielte Führungen. Grob gesagt: nur Müll.

Doch, und damit beende ich jetzt meine Schwarzmalerei vergangener Wochen, in der KW 45 des Jahres 2021 lag etwas in der Luft. Und damit meine ich nicht die ausnahmsweise einigermaßen angenehme Temperatur in der Halle, sondern sowas wie Selbstvertrauen, Sicherheit und echter Wille.

Wir schreiben den 13. November 2021, die zweite Mannschaft empfängt den Tabellenführer Saar 05 Saarbrücken II. Mit einem Sieg könnte man sich wieder oben einmischen und, ähnlich wie die erste Mannschaft, mit einem Auge auf die Landesliga schielen (ich weiß, die Wahrheit tut weh). Es sollte ein Schlagabtausch werden, wie es ihn bisher selten gegeben hat.

Dramatik bis zum letzten Ball

Nach einem 1:2-Rückstand ging es in jedem Paarkreuz mit 1:1 weiter. Aber etwas was anders. Jan gewann sein Fünfsatzspiel. Ein Zeichen? Oder doch nur ein Ausrutscher? Zu dem Zeitpunkt noch unklar. Den Beweis, dass es sich um ein Zeichen handelte, lieferte später der Kapitän persönlich: Beim verwandelten Matchball im fünften Satz folgte von Stefan ein „Tschacka!“. An sich nichts Ungewöhnliches, doch wer Stefan kennt, der weiß, dass sowas einen solchen Seltenheitswert hat, dass Antiquitätenhändler Walter Lehnertz dafür ein Startgebot jenseits der 80 Euro abgegeben hätte.

Für mich als Spieler nebendran in der Box glich die Szene, womit wir wieder bei Marvel wären, dem berühmten „Avengers! … Assable“ von Captain America im Endkampf gegen Thanos. Ich war heiß. Stefan gewann, ich gewann, Jürgen verlor sein Fünfsatzspiel. Doch es brachte das Team nicht aus der Ruhe. Schlussdoppel. Fünfsatzspiel. Sieg. Es geht doch. Christian und meine Person beendeten den Job, den das Team bis dahin grandios ausgeübt hatte.

Die Stimmung war großartig. Zumindest bei der Zweiten. Denn parallel verlor die erste Mannschaft ihr Spiel gegen Theley, weshalb die Gesamtstimmungslage im Endeffekt gemischter war als die TTC-Playlist auf Spotify.

Und die Erfolgserlebnisse rissen im Laufe der Woche nicht ab. Doch bevor ich zur ersten Mannschaft komme, möchte ich meine unterschwellige Ironie mal kurz ablegen.

Unsere zweite Seniorenmannschaft verlor am Donnerstag ihr Spiel leider mit 3:7, jedoch möchte ich das hier gerne nutzen, um meine allergrößte Hochachtung an unsere Spieler dort auszusprechen. Trotz dauerhafter Rückschläge kämpft ihr jedes Mal mit allem, was ihr habt und lasst euch den Spaß nicht nehmen. Ein „wir verlieren nur, ich habe keine Lust mehr“ hört man von euch nicht. Und umso mehr freut sich jeder Einzelne dann zum Beispiel für Hartmut und dessen erstes gewonnenes Einzel. Bleibt bitte so!

Spitzendoppel hext und knallt

Kommen wir zum Donnerstagabend der ersten Mannschaft und meinem letzten Marvel-Vergleich. Endgame. Der Name des letzten Avengers-Filmes. Und der Name passt so gut zur Situation der ersten Mannschaft im Abstiegskampf wie mein blauer Belag zu meinem blauen T-Shirt.

Gegen Merchweiler musste ein Sieg her. Doch das sollte fast so schwer werden wie die Terminfindung dieses Spiels. Jedoch auch hier merkte man: Jeder kämpfte in bester Manier der 300 Spartaner, angeführt von unserem Leonidas Oliver Bastian, dessen 1:1-Bilanzen mittlerweile einen Ehrenplatz in der Tabelle der Naturkonstanten bekommen haben.

Auch hier gab es ein wildes hin und her, ähnlich der Tauziehen-Challenge bei Squid Game, ehe Joe und Nicki den beiden früheren Zelluloidballkünstlern Olli und Eric Laubach die Chance gaben, den ersten Saisonsieg fix zu machen. Nach Schwierigkeiten im ersten Satz machten beide dann das, was sie am besten können. Eric hexte und Oli spielte seine Topspins mit einem Bein so hoch in der Luft, dass bei Olympia auch im Hürdenlauf was drin gewesen wäre.

Die Erste gewinnt also und hofft, ähnlich wie ich damals auf dem Gymnasium, auf den Verbleib in der Klasse.

Abschließend kann man sagen: Es geht doch. Deshalb der Appell an die dritte Mannschaft (welche in meiner nächsten Kolumne zum Zug kommt): Ihr könnt das auch, einfach machen.

Returnschwäche

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